Mit dem Begriff „Muffensausen“ hat der Ortsname auf jeden Fall nichts zu tun (Quelle[1] : Kuladig). Diese Redewendung entstand erst viel später als Begriff für ein Verbindungsstück für Rohre und im übertragenen Sinn der menschlichen „Röhren“ für den Darmausgang: Wer „Muffensausen“ hat, macht sich vor Angst fast in die Hosen. Das tun die Muffendorfer selbstverständlich nie!

Die technische Muffe ist abgeleitet vom lateinischen Wort „muffula“ und dem französischen „moufle“ für Fausthandschuh. Daraus wurde im Deutschen der „Muff“, der elegante Handwärmer aus Pelz. Die Idee, dass dieses modische Accessoire aus Muffendorf käme, gibt aber nichts für den Namen unseres Ortes her, er taucht ja bereits im Jahr 888 in Urkunden auf.

Und der Hans Muff? War er vielleicht der Namensgeber? Wenn der Nikolaus seine Geschenke und sein Lob verteilt, begleitet ihn sein Gegenspieler, ein teuflischer Knecht, der böse Kinder mit der Rute haut. Im Rheinland ist er als Hans Muff bekannt. Kam der vielleicht aus Muffendorf? Bestimmt nicht, denn die Kunstfigur taucht erst ab dem 17. Jahrhundert (Gegenreformation) auf, der Name Muffendorf ist jedoch weit älter. Und außerdem: So ein dunkler Geselle passt doch gar nicht zu uns.

Viel schöner wäre die namenskundliche Herleitung, die man auch für Friesdorf = Dorf des Fritigisio und Rüngsdorf = Dorf des Rinnigisio anführt. „Der Ort des Moffo oder Muffo“ wäre dann die Übersetzung. Moffo könnte eine Kurzform des nordischen Männernamens Modfrid sein und Muffendorf „der Ort des Modfried“. (Quelle [2]: Kuladig) Darin stecken die beiden Teile „Mut“ und „Frieden“. Mit einem mutigen Friedensmenschen könnten wir Muffendorfer uns ja gut und gerne identifizieren! Auf jeden Fall entstand der Name in einer Zeit, aus der es keine schriftlichen Zeugnisse gibt – und so bleibt der legendäre Muffo erst einmal im Dunkel der Geschichte.

Muffo – der legendäre Muffendorfer

Man muss sich vergegenwärtigen, dass die meisten der alten Orts- und Flurnamen meist keine bewussten Setzungen sind im Sinne von: Ab heute heißt dieser Ort „soundso“. Vielmehr sind sie über längere Zeiträume in mündlichem Gebrauch gewachsen, bevor sie verschriftlicht wurden.  

Es ist die Zeit der extremen Umbrüche am Ende des Römischen Reiches mit zahlreichen Verschiebungen von Bevölkerungsgruppen, Siedlungs- und Herrschaftsräumen in Europa, gerade auch in unserer Region. Über einen Zeitraum von vielen hundert Jahren vermischen sich keltische, germanische, römische und dann auch fränkische Bezeichnungen. Die Franken vom Geschlecht der Merowinger setzten sich im 5. Jahrhundert in unserer Region durch. Dies wird am Namen des Kottenforsts deutlich, an dessen Rand Muffendorf liegt und das in besonderer Beziehung zu ihm steht. Der Name „Kottenforst“ leitet sich ab vom altkeltischen Wort „coat“ für Wald, verbunden mit „forast“ als fränkischem Rechtsbegriff für nicht urbar gemachten Wald (Quelle [3]: Kuladig), der dem Herrscher gehörte und ausschließlich von ihm genutzt werden durfte. (Quelle[4]: Kottenforstbuch). 

Der Kottenforst war fränkischer Königswald, wie auch der Kölner Königsforst, den der fränkische Haus-und-Hof-Geschichtsschreiber Gregor von Tours (538-594), eine der sehr seltenen schriftlichen Quellen aus der Zeit der Merowinger, erwähnt. Zum Kottenforst schreibt Gregor nichts, aber spätere Königsurkunden zeigen die Sonderstellung des Forsts wie auch des Ortes Muffendorf als Krongut. Die Gegend gehörte also dem fränkischen König, und das wahrscheinlich seit dem 6. Jahrhundert. Da schriftliche Quellen fehlen, kann nur die Archäologie dazu Aufschluss geben: Es passt, dass der fränkische Merowingerkönig Theudebert I. nach 540 in Bonn sogar Münzen prägen ließ. Er war der Enkel Chlodwigs I., der vom heidnischen Glauben zum katholischen Christentum übergetreten war. Das gilt aus heutiger Sicht als Schritt von europäischer, wenn nicht sogar weltgeschichtlicher Tragweite. Von da an gründeten die Franken Kirchen für den Heiligen Martin, den Staatsheiligen der Franken. Und auch die Muffendorfer Kirche ist dem Heiligen Martin gewidmet. Das fränkische Gräberfeld unterhalb des Lyngsberges in Muffendorf offenbart, dass hier im 6. Jahrhundert bereits Franken lebten. Wer aber waren sie konkret? Das verraten diese Gräber nicht. (Quelle [5]:  LandesMuseum nachlesen!)

Es bleibt zurzeit die Spekulation: Waren es Menschen, die bereits im 6. Jahrhundert das Krongut Kottenforst von Muffendorf aus verwalteten, wie es Urkunden in späteren Zeiten für mehrere Jahrhunderte berichten? (6 Anm.) Bemerkenswert ist, dass das Bezugswort in den Urkunden konstant bleibt: Es heißt im Jahr 888 Moffendurp, 1020 Moffendorf, 1174 Moffendorp, 1143 Moffendorph, 1397 Muffendorp, 1749 Muffendorff – und im Platt ausgesprochen klingt das „Moffen“ bis heute durch. Ist das ein Indiz? Vielleicht entdeckt Frau Dr. Pia Heckes das „Missing Link“ für die richtige Erklärung. Wir werden berichten.

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